Kirche im digitalen Raum – mittendrin statt außen vor

Jesus ist dorthin gegangen, wo die Menschen waren – geografisch, biografisch, existenziell. Wenn wir heute fragen, wo die Menschen sind, führt kein Weg am digitalen Raum vorbei. Er ist zu einem sozialen Raum für Begegnung, Beziehung und Kommunikation geworden. Kirche, die in der Welt von heute Kirche sein will, muss auch hier präsent sein – glaubwürdig, ansprechbar, erfahrbar.
Für mich ist klar: Online ersetzt nicht das Offline – aber beides gehört zusammen. Mit meiner Familie bin ich über Messenger-Dienste in Kontakt, sitze trotzdem gemeinsam am Esstisch. So gehören auch digitale Formate und z. B. Präsenzgottesdienste vor Ort zusammen. Es geht nicht um ein „entweder – oder“, sondern um ein „sowohl – als auch“.
Der digitale Raum ist kein seelenloser Technikort, sondern voller Lebensrealitäten. Daraus ergeben sich für uns Fragen:
- Wie können im digitalen Raum ausgehend von Lebensthemen der Menschen neue Berührungspunkte mit dem Evangelium entstehen?
- Wo können wir den digitalen Raum noch stärker als Ort der Glaubenskommunikation und Gemeinschaft nutzen und verstehen?
Schon jetzt geschieht hier viel:
- Seelsorge über Chat oder Messenger
- Online-Gottesdienste, Exerzitien, spirituelle Impulse
- Formate wie Podcasts oder Netzgemeinschaften
- Influencer:innen, die Glauben authentisch teilen
- Organisationstools in Verwaltungsaufgaben
- Neue Möglichkeiten durch Künstliche Intelligenz
- uvm.
Gerade für Menschen, die keinen Zugang zu gewohnten kirchlichen Formen finden – aus Entfremdung, Krankheit oder Distanz – können digitale Räume ein neuer Andockpunkt sein.
Kirche im digitalen Raum ist für mich kein „Extra“, sondern Teil unserer Sendung: nahe bei den Menschen zu sein. Sie braucht Mut zum Experiment, digitale Kompetenz – und vor allem Herz und Geist, die vom Evangelium geprägt sind.
Andreas Pichlhöfer